Grenzen
Wer ist drinnen, wer ist draußen?
Ich mal‘ eine Linie. Du darfst nicht vorbei.
Da trifft Luft auf Luft,
da trifft Land auf Land.
Da trifft Haut auf Blei.
Wo ist oben, wo ist unten?
Wer könnte, wer wollte das ändern?
Was geschieht in den Ländern
an ihren Rändern?
Es gibt Frontex und push-backs,
Zäune, Waffen, Flüchtlingsabwehrkonferenzen.
Das Mittelmeer wird ein Massengrab.
Es gibt Grenzen.
Sie führen zu Nationalismus mit seinen
bekloppten Konsequenzen.
Man entrechtet Leute, nur weil sie von irgendwo kamen.
Es gibt Grenzen.
Könnten Sie diese Antwort bitte
sinngemäß richtig ergänzen:
was liegt möglicherweise im Kern des Problems?
Es gibt Grenzen.
Ich melde mich ab, ich will einen Pass,
wo „Erdenbewohner“ drin steht.
Einfach nur „Erdenbewohner“.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.
Wir ziehen eine Grenze im Himmel,
ein Gott ist hier und einer ist dort.
Dann drohen sie sich mit den Fäusten
In Ewigkeit und so fort.
Da muss es was Besseres geben,
Frieden bringt kein Götterbote.
Wir haben es ein paar tausend Jahre mit Grenzen versucht,
das gab sehr viele Tote.
Nennt mich naiv, es ist mir egal,
aber ich finde es reicht.
Ich suche das Land, in dem jeder dem andern
in Staatsunangehörigkeit gleicht.
Ich melde mich ab, ich will einen Pass,
wo „Erdenbewohner“ drin steht.
Einfach nur „Erdenbewohner“.
Sagt mir bitte, wohin man da geht.
Ich melde mich ab, ich melde mich um,
das kann doch so schwierig nicht sein.
Schreibt einfach nur Erdenbewohner da rein.
Ich schließe die Tür und genieße die Stille,
ich grenze mich ab, das muss sein.
Jeder hat seine Grenze, die ihn umgibt,
sie schließt ihn schützend ein.
Jeder Übergriff, jeder Schlag
verletzt ein Menschenrecht.
Warum schützt man die Grenzen der Staaten so gut
und die Grenzen der Menschen so schlecht?
Sie müssen nicht zwischen den Ländern verlaufen,
aber zwischen den Menschen.
Nicht aus Stacheldraht sollen sie sein,
sondern aus Respekt.
Es gibt Grenzen.
© 2015 Dota Kehr
DOTA • Grenzen
Dota Kehr • Gesang, Gitarre
Jan Rohrbach • E-Gitarre
Janis Görlich • Klaviaturen
Jonas Hauer • Schlagzeug
Nachfolgend zunächst eine noch nicht ganz fertig ausgefeilte Momentaufnahme und anschliessend die auf dem Album ‚Keine Gefahr‘ erschienene Version:
DOTA • Die Homepage
Zugabe? Bitte sehr!
Und hier noch ein ergänzender Kommentar von meiner Seite (allerdings beschränke ich mich aufs Notwendigste):
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…
Schöne leise Töne und Worte voller Klarheit, Herzenskraft und Seelenmut!
Ich bin begeistert und DANKbar, lieber Beat, was für PERLEN Du hier immer wieder zeigst und zu Gehör bringst.
Mitschwingende Grüße von Ulrike 🙂
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Vielen Dank, liebe Ulrike, für diese treffende Beschreibung. Genau das hat mich bei Dota sehr beeindruckt: Diese Klarheit und Eindringlichkeit, die aber nicht polternd daherkommt. Dota kehrt mit einer Feder wirkungsvoller als andere mit dem eisernen Besen.
Und ich freue mich sehr, dass dir die Vielfalt meiner Sternstunden zusagt.
Mit mollig weichem Sonntagabendgruß in Dur 🙂
b@
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Ein weit verbreiteter, gegenseitiger Respekt zwischen den Erdenbewohnern als Grenzen
– das gefällt mir !
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🙂
Das sehe ich auch als unerwartete und sehr schöne Wende in diesem Text – dass die Aussage „es gibt Grenzen“ am Ende eine völlig neue Dimension erhält.
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Gegenseitiger Respekt überall könnte der Keim für Frieden, Verständnis, mehr Toleranz und mehr Mitmenschlichkeit sein. Bisher ist das leider nur ein Traum. Es gibt zu viele, die sich wegen ihrer Stärke, ihres Wissens, ihrer Herkunft, etc als etwas Besseres fühlen und für die es nur oben und unten gibt. Von oben herab bleibt der Respekt aber auf der Strecke, leider…
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Das sehe ich genau so. Nur sind wir da aktuell in der Tat Lichtjahre davon entfernt. Dennoch sehe ich die einzige Lösung darin, dass wir – so gut es eben möglich ist – versuchen, ein Gegengewicht zu schaffen. Und darauf hoffen, dass es vielleicht sogar ansteckend wirkt. 🙂
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