Spuren einer Renaissance

Die Theorbe und die Bassklarinette sind Musikinstrumente, die musikhistorisch keine guten Aussichten hatten, einander zu begegnen. Die Theorbe wurde im späten 16. Jahrhundert aus der Renaissancelaute entwickelt. Bereits im Lauf der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts verschwand sie aber zunächst fast gänzlich in der Versenkung. Vorläufer der Bassklarinette gab es zwar bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts. In ihrer heute bekannten Form aber wurde sie erst im 19. Jahrhundert entwickelt. Auch gelangte die Bassklarinette zunächst primär in großen Orchestern zum Einsatz, also weit entfernt von den Einsatzbereichen der noch vereinzelt vorhandenen Theorben.

Nun breitete sich aber im 20. Jahrhundert die sogenannte historisch informierte Aufführungspraxis aus. Und zwar zunächst insbesondere bei Musik aus dem Barock und der Renaissance. Dadurch wurden die authentischen Musikinstrumente der damaligen Zeit wieder gefragt und zahlreiche Instrumente, darunter auch die Theorbe, erlebten eine Renaissance. Diese Musikinstrumente sind nun also im 21. Jahrhundert angekommen, und folglich kann man damit auch Dinge tun, die ursprünglich nicht denkbar gewesen wären. Beispielsweise eine Theorbe mit einer Bassklarinette als Duo kombinieren.


Canzona ottava, detta l’Ambitiosa
Girolamo Frescobaldi

Maarten Ornstein – Bassklarinette
Mike Fentross – Theorbe

Ya Bahgit El Rouh
Sayed Darwish

Maarten Ornstein – Bassklarinette
Mike Fentross – Theorbe

In der folgenden Aufnahme ist neben der Bassklarinette eine Vihuela zu hören, ein Instrument das in der Renaissance sehr populär war. Diese Vorläuferin der Gitarre wurde von jener bereits gegen Ende des 16. Jahrhunderts verdrängt. Aber auch sie erlebt sozusagen einen zweiten Frühling, seit man Musik der Renaissance wieder auf originalgetreuen Instrumenten spielt.

Pabanas
Lucas Ruiz de Ribayaz

Maarten Ornstein – Bassklarinette
Mike Fentross – Vihuela

Titelbild © Random Randomsen

10 Gedanken zu “Spuren einer Renaissance

    1. Random Randomsen sagt:

      Lieben Dank für deine klangberührte Resonanz. 🙂
      Die ungewöhnliche Kombination der Instrumente und auch das nicht ganz alltägliche Programm – beides atmet eine frühlingshafte Frische.
      Herzliche Grüße an dich zum zauberhaften Tag 🐻

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    1. Random Randomsen sagt:

      Hm. Eine aus Theorbensaiten und Bassklarinettenklappen gefertigte minimalistische Gewandung könnte möglicherweise dazu beitragen, das textile Ungleichgewicht etwas auszugleichen. Ob das Bild dadurch eine künstlerische Aufwertung erführe ist allerdings eine andere Frage. 😀
      Herzliche Grüße zum zauberhaften Tag 🐻

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  1. o)~mm sagt:

    Wie wunderbar, dass sich Theorbe und Bassklarinette trafen!

    Die Bassklarinette allein finde ich schon sehr angenehm, ein feines Instrument!

    Liebe Abendgrüße mit Dank für die Bereicherung,

    Syntaxia

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    1. Random Randomsen sagt:

      Lieben Dank für deine klangverzauberte Resonanz. 🙂
      Ja, die Bassklarinette bietet immer ein feines Klangerlebnis, ob im großen Sinfonieorchester, im Jazz oder eben hier in diesem Duo. Und dass die „unmögliche“ Begegnung mit der Theorbe doch möglich geworden ist, ist eine besondere Bereicherung.
      Herzliche Grüße zum zauberhaften Abend 🐻

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