Klingende Artenvielfalt

Da ich direkt an einem Bach wohne, kann ich sehr schön beobachten, wie sehr so ein Fließgewässer die Artenvielfalt begünstigt. Voraussetzung dafür ist allerdings ein steter Nachschub von frischem Wasser. Denn vom Bachbett allein leben die vielfältigen Arten nicht. In gewisser Weise gilt das auch für Musik (nicht nur für die von Bach, natürlich). Die Musiknoten sind gleichsam das Bachbett – und die Interpreten haben für das frische Wasser zu sorgen. Dabei ist es meines Erachtens durchaus legitim, auch die klanglichen Möglichkeiten unterschiedlicher Instrumente auszuschöpfen. Denn vieles ist letztlich eine Frage persönlicher Präferenzen. Und es kommt auch immer wieder vor (bereits bei Bach und auch heute noch), dass gewisse Stücke vom Komponisten für unterschiedliche Instrumente eingerichtet werden.

Ich bin sehr begeistert von authentischen Instrumenten der Barockzeit. Eine Beschränkung auf dieses Instrumentarium bei der Aufführung barocker Werke empfände ich aber als genau so unsinnig, wie wenn man heutigen Komponisten untersagen wollte, für Cembalo, Theorbe oder Gambe zu komponieren. Und eines sollten wir nicht vergessen: Bach hat zwar vor drei Jahrhunderten gelebt – aber seine Musik lebt noch heute, und diesem Umstand muss man ja auch Rechnung tragen.


Bourrée I & II
aus der Englischen Suite Nr. 2, BWV 807
Johann Sebastian Bach

Ivo Pogorelich • Klavier

Bourrée I & II
aus der Englischen Suite Nr. 2, BWV 807
Johann Sebastian Bach

Anthony Romaniuk • Hammond B3

Bourrée I & II
aus der Englischen Suite Nr. 2, BWV 807
Johann Sebastian Bach

Danijel Cerović (l) • Gitarre
Goran Krivokapić (r) • Gitarre

Titelbild © Random Randomsen

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9 Gedanken zu “Klingende Artenvielfalt

  1. finbarsgift sagt:

    Schöööne Musik, schöner Bach — vor allem beim Pogorelich, da sind sich Bach und Scarlatti auch sehr nah, was Form und Inhalt angeht 🙂
    Die drei Interpretationen sind irrwitzig weit auseinander, man kann es kaum glauben, dass das die gleiche bachsche Musik sein soll!
    Dankeschön für die Präsentation 🐻
    Herzliche Grüße vom Lu

    Gefällt 4 Personen

    1. Random Randomsen sagt:

      Lieben Dank für deine klangbegeisterte Resonanz. 🙂
      Die Version von Ivo Pogorelich hat mich bereits bei ihrem Erscheinen in den 80ern begeistert – und sie tut es heute noch gleichermaßen. 🌟
      Die Bandbreite ist hier tatsächlich ausnehmend groß. Wir können ja nicht wissen, was Bach dazu gesagt hätte. Aber der Musik tut das, wie ich finde ganz gut, wenn man sie hin und wieder völlig neu (er)hören kann.
      Mit einem herzlichen Abendgruß 🐻

      Gefällt 2 Personen

    1. Random Randomsen sagt:

      Lieben Dank für deine harmonisch einstimmende Resonanz. 🙂
      Es freut mich sehr, dass dir auch mein Text zusagt. Es ist sozusagen eine Quintessenz meiner über viele Jahre hinweg gewachsenen Sichtweise auf das Thema. Und ich finde, dass man gerade bei diesen extrem unterschiedlichen Versionen sehr schön erfrischend neue Aspekte der Musik entdecken kann.
      Mit einem herzlichen Abendgruß 🐻

      Gefällt 2 Personen

  2. o)~mm sagt:

    Toll!!
    Als Klavierfreundin mag ich Ivo Pogorelichs Version gern hören.
    Ich bin aber auch sehr angetan (durch die visuellen Beigabe) von Anthony Romaniuks Art zu spielen: leichthändig und voller Leidenschaft für die Musik. Manchmal erscheinen die Klassiker als steif – er beweist schön, dass es immer auch an der Interpretation liegt an der Umsetzung. Nach dieser Darbietung war ich gespannt auf die Gitarrenversion und finde auch diese sehr reizvoll! Das ausgewählte sehr mitnehmende Stück begünstigt den Eindruck gewiss auch.

    Danke für diesen für mich nun guteNachtGenuss!

    …grüßt Syntaxia

    Gefällt 1 Person

    1. Random Randomsen sagt:

      Lieben Dank für diese klangerfreute Resonanz. 🙂
      Es gibt von Ivo Pogorelich dieses Album von 1986 mit den Englischen Suiten 2 & 3, das ich ganz einfach atemberaubend schön finde.
      Anthony Romaniuk ist jemand, bei dem man Musik ganz neu erleben kann. Sein Repertoire umfasst Werke aus 700 Jahren, die er auf verschiedenen Tasteninstrumenten spielt. Durch das Video hier bekommt man schön mit, das die Bourrée ja doch eine Tanzmusik ist.
      Die Bourrée eignet sich durchaus besonders gut für das Gitarren-Duo. Die beiden haben zwar die gesamte Suite eingespielt – aber nicht jedes der Stücke eignet sich gleichermaßen für diese Besetzung.
      Mit einem herzlichen Nachmittagsgruß 🐻

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