Ein Heimwerker…

…lädt zum Klangbaden ein.

Auch aktuell ist sein Konzertterminkalender eher „dünn besiedelt.“ Letztes Jahr aber herrschte dort – wie bei so vielen – plötzlich nur noch gähnende Leere. Und vor diesem Hintergrund ist Andreas Vollenweider sozusagen zum Heimwerker geworden und hat von Mai bis Dezember eine Serie von Minikonzerten in seinem Heimstudio aufgezeichnet. Ich habe drei davon für ein sonntägliches Klangbad ausgewählt.

Bei den von mir ausgewählten Aufnahmen ist Andreas Vollenweider solistisch zu erleben. Eine Gelegenheit, die sich gar nicht so oft bietet. Hier also können wir in die Klangfülle eintauchen, die er im Alleingang hervorzubringen fähig ist. Und dabei möchte ich die Aufmerksamkeit auf eine Besonderheit lenken. Es gibt ja diesen typischen Vollenweider-Harfenklang, den man seit Jahrzehnten kennt und der auch einen hohen Wiedererkennungsgrad aufweist. Das liegt primär daran, dass Andreas Vollenweider besondere elektro-akustische Harfen spielt. Etwas weniger stark fällt dagegen seine besondere Zupftechnik auf. Grundsätzlich ist es ja so, dass die Saiten von Zupfinstrumenten entweder mit den Fingerspitzen oder mit einem Hilfsmittel (Plektrum) angeschlagen werden. Bei der Fingerspitzenarbeit gibt es aber noch einen wichtigen Unterschied. So wird eine Laute üblicherweise mit den Fingerkuppen gezupft, während die Saiten einer klassischen Gitarre vorwiegend mit den Fingernägeln angeschlagen werden. Bei den Harfen wiederum ist es der Brauch, mit den Fingerkuppen zu zupfen. Andreas Vollenweider, von Haus aus ein klassischer Multiinstrumentalist, macht es nun aber so, dass er mit der linken Hand nach Harfenistenart zupft, während er dies mit der rechten Hand nach Gitarristenmanier tut. Genau das kann man bei diesen Aufnahmen sehr gut sehen. Und es ist auch gut zu hören – denn die rechtshändigen Töne klingen heller und obertonreicher, während die „Linkshänder“ einen wärmeren, dunkleren Klang aufweisen. Wenn die Linke im Bass und die Rechte im Diskant spielt, ist dies freilich nicht so gut zu erkennen, da die tiefen Saiten naturgemäß dunkler klingen. Aber wenn beide Hände in etwa in der gleichen Lage zupfen, wird der Klangunterschied ohrenfällig. 🙂


Live@home 3-4-5
Andreas Vollenweider

Andreas Vollenweider • Harfe

Andreas Vollenweider • Harfe, Guzheng

Andreas Vollenweider • Harfe, Kora

Titelbild © Random Randomsen

15 Gedanken zu “Ein Heimwerker…

  1. Karin sagt:

    Das war jetzt ein langes sonntägliches harfenuntermaltes Sonntagsfrühstück zum Regengepladder draußen.
    Seine Aufforderung im letzten Video an uns, möglichst oft das Positive zu sehen, sich so ganz unterschiedlich immer an etwas Schönem zu erfreuen, ich versuche das auch weiterzugeben.
    Seine Spieltechnik hätte ich so nicht entdeckt, wenn Du nicht darauf aufmerksam gemacht hättest. Danke dafür. Kora kannte ich als Vorläufer auch noch nicht und das Zusammenspiel von Harfe und Guzheng (letztere hattest Du uns schon einmal vorgestellt, wenn ich mich recht erinnere?) wieder so anders klangüberraschend – the meeting of east and west – wenn es doch immer so harmonisch klappen würde..
    Wir alle müssen uns in unserer so veränderten new world einfügen lernen und dank solcher überragenden Musikerpersönlickeiten fällt es leichter, sie zeigen uns einen anderen Weg auf .
    Es wünscht Dir von ganzem Herzen einen musikerfüllten Tag, Petrus spendet das Regentropfenprelude dazu, Karin mit Capucchio, der antibiotikagesundet und seit gestern Abend wieder Fleisch frißt

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    1. Random Randomsen sagt:

      Lieben Dank für deine vielsaitig mitschwingende Resonanz. 🙂
      Die Besonderheit der Spielweise fällt in der Tat zunächst gar nicht so sehr auf – wird man aber erst einmal darauf aufmerksam, ist sie kaum zu übersehen und überhören. 🙂
      Die Guzheng war bei mir tatsächlich schon früher zu hören – und zwar bei einer Wassermusik. Hier, in Kombination mit einer „Westharfe,“ ist die Wirkung wieder eine andere. Ein weitgereister Musikus wie Andreas Vollenweider ist freilich prädestiniert dafür, die brückenbauerischen Qualitäten der Musik zu erkunden, erfahren und vermitteln.
      Antibiotika klingt für mich immer ein wenig nach „den Teufel mit Beelzebub austreiben.“ Aber ist ist erfreulich zu vernehmen, dass die Kur eine positive Wirkung zeigt. 🙂
      Mit einem herzlichen Gruß zum schönheitserfüllt-zauberhaften Sonntag 🐻

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  2. tontoeppe sagt:

    Sein „Behind the gardens“ hörte ich viel in der Zeit zwischen 20 und 30 Jahren. Dann geriet er bei mir ein wenig in Vergessenheit. Danke, dass Du ihn (für mich) wieder „reaktiviert“ hast. Liebe Grüße. Birgit

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    1. Random Randomsen sagt:

      Das freut mich sehr. 🙂
      Immer wieder kommt es vor, dass man Musik bzw. Musiker mit der Zeit aus den Ohren verliert – man weiß gar nicht wie, und noch weniger, warum. Und da kann ein plötzliches Wiederhören sehr erfreulich sein. 🙂
      Mit einem herzlichen Montagsgruß 🐻

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    1. Random Randomsen sagt:

      Lieblichen Dank für dein erfreut mitschwingendes Echo. 🙂
      Ja, obwohl seine Musik so vielsaitig ist wie sein Hauptinstrument strahlt doch alles immer diese typische und zauberhafte Vollenweider-Aura aus. 🙂
      Mit einem herzlichen Regengruß 🐻

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      1. finbarsgift sagt:

        Ich erinnere mich immer noch seeehr gerne an jene Zeiten in ZH zurück, als ich Konzerte von René Bardet und Andreas Vollenweider im kleinen Kreise besuchen konnte. Die verrückte moderne Zeit mit PCs und Handys und Internet war da noch in unvorstellbar weiter Ferne …
        Bonjour Musikfreund

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        1. Random Randomsen sagt:

          Ja, das sind Geschenke, die man ein Leben lang im Herzen bewahrt. 🙂
          Genau an diese unglaublichen Veränderungen habe ich kürzlich bei dem Yes-Song „Awaken“ gedacht. 1977 noch vollständig analog aufgenommen und abgemischt.
          Mit einem herzlichen Gruß zum zauberhaften Tag 🐻

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  3. PPawlo sagt:

    Hier möchte ich doch nicht vorbeigehen ohne ein Feedback zu hinterlassen; denn ich finde den Musikus echt ansteckend in seiner Freude an der Musik und voll entspannend mit seinen zauberhaften Klängen! Herzlich, Petra

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    1. Random Randomsen sagt:

      Lieben Dank für dieses schöne Echo. 🙂
      Ja, die Musik ist für ihn offensichtlich ein Lebensquell – und diese belebende, erneuernde Kraft vermittelt er auch mit seinem Spiel. Das von ihm verwendete Bild eines Klangbades ist schon sehr zutreffend. 🙂
      Mit herzlichen Grüßen 🐻

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  4. o)~mm sagt:

    Lange habe ich ihn nicht mehr gehört, doch sofort bin ich wieder angetan von seiner Musik. ich hätte ihn als Person nicht wiedererkannt, ist lange her… 🙂

    Danke für diesen abendlichen Genuss und die Reise in die Vergangenheit…
    ..grüßt Syntaxia

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    1. Random Randomsen sagt:

      Lieben Dank für deine wiederentdeckungslauschfreudige Resonanz. 🙂
      Sein akustischer Wiedererkennungswert ist um einiges höher als der optische. 😉 Jedenfalls ist er offenbar noch immer eine nahezu unerschöpfliche Quelle des Klangzaubers.
      Mit einem klangvollen Sonntagsgruß 🐻

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