Titelbild: Cabo Verde © NASA
Nachdem wir im letzten Los!-Beitrag einen Ausflug in die musikalische Welt der Kinder unternommen haben, gibt es heute wieder ein geografisch definiertes Reiseziel. Noch dazu können wir uns heute über einen Gastbeitrag freuen. João lädt uns nämlich ein zu einem exklusiven Trip auf die Kapverdischen Inseln mit eigenen Textimpressionen und ausgewählten Klangbildern.
Zur Erinnerung: Die Rubrik Los! ist offen für Gastbeiträge. Idee und Spielregeln sind im Beitrag Los! erläutert. Wenn meine Gäste eigene Texte beisteuern – so wie hier – ist das natürlich eine feine Sache. Aber es ist nicht zwingend notwendig.
Damit erteile ich João das Wort. Denn wie auf dem Titelbild zu erkennen ist, nähern wir uns bereits den Kapverden. [Bin schon gespannt, auf welcher Insel wir zuerst landen werden]
João em Cabo Verde
Was bringt einen auf die Kapverden ?
In meinem Fall war es nicht der Flieger, nein, es war die Musik, die mich erstmals dorthin auf die Reise nahm. Allen Musikern voran war es Mayra Andrade, die mich mit ihren Liedern und Interpretationen kapverdischer Musik verzauberte.
Mayra Andrade • Navega
Nach einem kurzfristig gebuchten Flug nach Ilha do Sal, einer der neun bewohnten Inseln des Archipels, im Sommer 2012, ging der Same der Musik bei einem Besuch der Inselgruppe auf. Dieser Besuch fiel zufällig auf den 15. August, den Tag der Heiligen Nossa Senhora da Piedade, an welchem ein riesen Fest am Strand von Pedra de Lume abgehalten wird, an dem eine Vielzahl von Bands bis tief in die Nacht hinein ein unglaubliches Ambiente schafften, während die Brandung des Atlantiks auf den Strand einhämmerte.
Die herzliche Freundlichkeit der Inselbewohner veranlasste mich kurze Zeit später, einen weiteren Besuch der Kapverden zu unternehmen. Er begann dieses Mal mit der Insel Santiago, mit seiner Hauptstadt Praia, wo ich zusammen mit meinem Bruder eines der kleinen Minivan-Taxis in Richtung Norden nahm.
Tradison di Terra • Mar azul (batuku)
Die Insel Santiago besitzt die wohl ursprünglichsten und am besten erhaltenen afrikanischen Wurzeln aller Inseln des Archipels. Die Bewohner Santiagos werden ‚Badju‘ (Ausreißer) genannt, weil hier damals viele dem Sklaventum aufs Innere der Insel entflohen. Ein bekannter Musiker Santiagos ist Princesito, der sowohl Poet als auch Liedermacher ist.
Princesito • Mar (batuku)
Princesito • Pilonkan
Nach einigen Tagen in der Umgebung des Fischerdorfs Tarrafal brachen wir zur Insel São Vicente auf. Per Flieger erreichten wir die staubtrockene Insel mit der ‚musikalischen Hauptstadt‘ Mindelo. Die farbenfrohe Stadt hob sich dabei mit ihrer Modernität im Kontrast zum bisher Erlebten hervor.
Von Mindelo querten wir per Fährboot zur Insel Santo Antão über. Die grüne, bergige Insel bietet einen großen Reichtum an Pflanzen und eine Vielfalt an kleinen, anmutigen Dörfern sowohl im Landesinneren, als auch an der wilden Meeresküste. Punta de Sol ist das nördlichste Dorf der Insel, und verzaubert mit seiner rauen, salzigen Meeresgischt mit diffusem Licht und einem unbändigen Ozean die Sinne ins Unendliche.
Mayra Andrade • Dispidida
Als Zugabe zunächst die Links zur Website von Mayra Andrade und zu einem Wikipedia-Artikel, der sehr übersichtlich die verschiedenen Stilrichtungen der kapverdischen Musik beschreibt.
Website von Mayra Andrade
http://www.mayra-andrade.com
Wikipedia • Musik der Kapverdischen Inseln
Auf besondere Empfehlung von João folgt eine Aufzählung weiterer sehr hörenswerter kapverdischer Musiker*innen (jeweils mit Link zu einem Klangbeispiel):
Cesaria Evora
https://youtu.be/ERYY8GJ-i0I
Cordas do Sol
http://youtu.be/kVjEEQPwcdg
Lura
http://youtu.be/hS380tHh2GQ
Mario Lucio
https://youtu.be/5LjAH5-8MdI
Orlando Pantera
http://youtu.be/0_g1iNQLzSE
Sara Tavares
https://youtu.be/l-HtlTCEs7g
Tcheka
https://youtu.be/yX-kj8cnzfg
Tito Paris
http://youtu.be/ACgdXJ6XXOk
Ach – das Lied von Cesaria Evora „Sodade“ hat mich jetzt warmherzigst erwischt und *tränentropf* zutiefst berührt, obwohl ich vom Text nur das Wort „sodade“ (Sehnsucht) verstanden habe. Aber hier geht es ja viel weniger um Verstehen, es geht ums Mitschwingen und Kennenlernen …
Aber auch die anderen musikalischen Beispiele sind interessant und vielseitig. Mischkulturelle musische Schöpfungen haben stets ihren ganz eigenen, vielfarbigen Reiz.
Herzlichen DANK an Dich und João für die neue Hörerfahrung und die neuen Klangkontakte!
PS:
Der erste Musiklink von Mayra Andrade • Navega verweigert in Deutschland gemabürokratisch mal wieder den Dienst …
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Herzlichen Dank für deine berührt-berührende Resonanz. 🙂
Natürlich wären die Texte bestimmt wert, verstanden zu werden. Aber es besteht auch immer die Gefahr, dass man über den Text einen zu kopflastigen Zugang zu einem Lied bekommt. Deshalb finde ich es sehr schön, einfach mal in den klanglichen Ausdruck eintauchen und ganz mit dem Herzen hören zu können.
In der Musik ist ein Tanz der Kulturen immer wieder eine Bereicherung. Und letztlich können musikalische Begegnungen als Herzöffner für tiefer gehende Beziehungen wirken. Dies zeigt auch die Geschichte von João, der, von der Musik inspiriert, letztlich auch Land und Leute kennen und lieben gelernt hat.
Es gibt bei YT zahlreiche Videos von Konzerten mit Cesaria Evora – und ich möchte dich nicht vom Stöbern und Entdecken ablenken (im Gegenteil). Aber das hier ist auf jeden Fall ein sehr schönes Konzert mit einer wunderbaren Band: [https://youtu.be/oWYKTiqPvYA]
Schade. Navega ist ja ein Klassiker von Mayra Andrade. Aber offensichtlich ist Sony-Music Marktführer im Videos sperren.
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Wieder habe ich hier viel Zeit verbracht, auch in Ausflügen, weil einige Videos nicht wollten, und es war ein Vergnügen! Aber wie kann ich jetzt die vielen Eindrücke zusammenzufassen?…das Besingen und Betanzen des Meeres, der anfängliche Ernst und dann eine voll gelöste Stimmung im ersten Video, diese Ursprünglichkeit , die Lockerheit der Bewegungen, im dritten die liebevolle Verspieltheit, ja fast Glückseligkeit, Mayra Andrades Charme und ihr Singen von frei und spontan gewählten Tönen ganz aus ihrem Bauchgefühl heraus (so kam es für mich rüber) dann die Stimme und unerwartete Erscheinung von Cesaria Evora … Ach einfach, ganz herzlichen Dank !! 🙂
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Herzlichen Dank für dein überströmendes Feedback. 🙂 Die musikalische Vielfalt ist beeindruckend – und auch auf der Klaviatur der menschlichen Gefühlswelt wird nichts ausgelassen. Das ist ja zur Abwechslung für mich auch weitgehend Neuland – und wenn man den Spuren der hier vorgestellten Künstler folgt, gibt es noch viel zu entdecken.
Die positive Resonanz freut mich natürlich auch ganz besonders für unseren heutigen Reiseführer João. 🙂
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Anderen auf deinem Blog den Platz zu überlassen ist natürlich auch eine gute Idee!
Ja, von diesen Musikvideos können wir lernen, was uns verloren gegangen ist. Wir haben all unseren Komfort teuer erkauft, finde ich…Alles zurückdrehen wolllte ich nicht, aber anders, menschlicher ausrichten…In meinem Anklang 1 bei den Kommentaren hat Sylvia auch weitere
Dominosteinchen gelegt, die hier vollkommen hinpassen würden! Einen lichtvollen Tag, auch wenn’s so regnen sollte wie hier…
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So ein Gastbeitrag ist jedenfalls eine gute Gelegenheit, das Panorama zu erweitern. 🙂
Wir können unsere Welt ja schlecht von einem Tag auf den anderen völlig umkrempeln. Aber uns von Menschen die ursprünglicher und herzensnäher leben zu einer Kurskorrektur inspirieren lassen – das wäre eine lebensfreundlich-lebensfreudige Sache. 🙂
Überflüssigen (!) Regen bitte einfach zu mir weitersenden – ich bekomme davon nie genug.
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Da werde ich wohl nun auch mal hinfliegen müssen…*lächel*
Eine feine Welt, voller Leben und Musik!!
Liebe Urlaubsgrüße vom Lu
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Es dürfte durchaus eine Reise (oder auch mehrere) wert sein. João hat sich jedenfalls auch „off the record“ in begeisterten Tönen darüber geäußert. 🙂
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Schon vorgemerkt, dankeschön 🙂
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🙂
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